Zu klein für die Basketball-Bundesliga

Zu klein für die Basketball-Bundesliga
Spiel der Telekom Baskets Bonn im Telekom Dome. (Quelle: Sven Prawitz)

Immer wieder betonte Ex-BBL-Chef Jan Pommer, wie wichtig Großstädte für die Entwicklung der Basketball-Bundesliga wären. Hamburg ist „besser als ein weiteres Crailsheim oder Kirchheim“, sagte Pommer 2013. Und immer wieder hagelte es Kritik. Schließlich ist der Basketball in den oft mittelgroßen Traditionsstandorten fest verwurzelt – Fans und Sponsoren leben dort für den Basketball.

Ich fand Pommers Aussagen damals auch komisch, schließlich kann die Liga Anreize schaffen, die für mehr Professionalität sorgen. So wurde es dann auch mit zahlreichen neuen Auflagen umgesetzt. Das Ziel, im Jahr 2020 die ACB als stärkste Liga in Europa abzulösen einte alle Verantwortlichen des deutschen Basketballs. Doch, schon zwei Jahre vor Projektende geht den Bundesliga-Vereinen die Puste aus. Die Zuschauerzahlen in der Halle stagnieren ebenso, wie das Abschneiden der Vereine in den europäischen Wettbewerben.

Es fehlt an Unterstützung

Während Alba und Bayern weiter aufs Gaspedal drücken, geht sogar Serienmeister Bamberg der Sprit aus. Raoul Korner sagte erst kürzlich im Podcast von Magentasport, dass im Standort Bayreuth noch Potenzial steckt, die Grenze des Machbaren aber bald erreicht ist. Ohne neue Halle, geht es nicht weiter. Und genau hier besteht ein großes Problem: Städte mit einer Einwohnerzahl um die 100.000 haben kein Geld für neue Hallen mit 5, 6 oder 8.000 Sitzplätzen.

An einigen Standorten kämpft man seit Jahren um neue Basketball-Tempel, bislang zumeist vergebens. Einige Hallen der BBL sind marode – siehe s.Oliver-Arena, Sporthalle Gießen-Ost oder die Oberfrankenhalle.

Crailsheim als Spiegelbild der BBL

Zurück zu Crailsheim: Die Stimmung in der Arena Hohenlohe war gegen die Fraport Skyliners grandios. Aber, es waren keine 2.500 Zuschauer in der Halle. Crailsheim ist einer der sympathischsten Basketballvereine. Er ist jedoch auch ein Spiegelbild der aktuellen Leistungsfähigkeit der BBL. Mehr geht nicht und das ändert auch ein höherer Mindest-Etat nicht.

Nicht nur die Infrastruktur muss auf eine breitere Basis gestellt werden. Auch die Ligen der Pro A und Pro B müssen sich weiter entwickeln. Aufsteiger aus der Pro A müssen in der BBL konkurrenzfähig sein. Umgekehrt darf ein BBL-Absteiger nicht vor dem Ruin stehen, weil die zweite Liga für Fans und Sponsoren zu unattraktiv ist.

Basketball muss ins Umland

Ein weiteres Problem dieser Ligen sind die Ausbildungsteams der Profivereine. Die sogenannten zweiten Mannschaften sind gut für die Förderung junger Spieler, doch gewinnen sie keine Fans außerhalb der Stadtgrenzen. Alba Berlin, Brose Bamberg und neuerdings Jena gehen hier einen anderen Weg und fördern damit die Basketballbegeisterung in ihrem jeweiligen Umland. Wenn Basketball in Deutschland populärer werden soll, müssen Teams mit vierstelligem Zuschauerschnitt in der Pro A vertreten sein und auch in der Pro B muss sich der Zuspruch verdoppeln. Der Profibasketball muss mehr Menschen erreichen.

Kein closed shop BBL

Klar ist, ein steriles Großstadtprojekt hilft keinem weiter; die Hamburg Towers zeigen gerade wie Begeisterung für den Basketballsport aufgebaut werden kann. Mit Chemnitz, Rostock, Dresden und Münster stehen bereits die nächsten BBL-Anwärter aus Großstädten bereit. Die Durchmischung der Ligen über Auf- und Abstieg ist enorm wichtig, a) um neue Fans zu gewinnen und b) um die Standards der Ligen bekannter zu machen. Es darf keine Wildcards mehr geben! Die BBL darf kein closed shop werden!

Das trifft momentan auf zehn Bundesligastandorte zu. Soll die Entwicklung der Basketball-Bundesliga wieder Fahrt aufnehmen, braucht es mehr Hamburg und weniger Crailsheim.

1 Kommentar zu „Zu klein für die Basketball-Bundesliga

  1. In Gießen hat sich die Oberbürgermeisterin zu Plänen für eine neue Halle geäußert. Auf dem Messegelände soll eine Multifunktionshalle entstehen. Allerdings muss zunächst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Unklar ist momentan ein tragfähiges Nutzungskonzept.
    17 Kilometer entfernt steht in Wetzlar eine Arena mit einer Kapazität von etwa 4.500 Plätzen. Genutzt wird die Halle unter anderem von den Handballern. Da hätte man sich besser vor fünfzehn Jahren zusammengetan und gemeinsam eine Halle gebaut.

    Links dazu:
    https://www.giessener-allgemeine.de/giessen/multifunktionsarena-giessen-13368644.html
    https://www.giessener-anzeiger.de/lokales/stadt-giessen/nachrichten-giessen/stadt-giessen-und-46ers-prufen-messegelande-als-standort-fur-multifunktionshalle_20960874#

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